Liebe Gemeinde,
es sind die kleinen Dinge, die die Welt auf den Kopf stellen.
Eine Parallele herzustellen zwischen Weihnachten und Corona ist sicherlich ein wenig konstruiert aber eben nur ein wenig und nicht völlig abwegig.
Wir erleben seit März letzten Jahres etwas, was keiner von uns für möglich gehalten hätte. Auslöser ein winziges Virus, das sich an keine Regeln und Grenzen hält, dass die Mächtigen vom Thron stürzt und uns schonungslos vor Augen führt, wie es um unsere Welt und die Gesellschaft, in der wir leben, steht: Kaputte Gesundheitssysteme; - ideologische und nationalistische Interessen, die sich nur noch um sich selbst drehen und die Vorrang haben vor Lösungen, die für alle gut wären; - Respekt im Umgang miteinander; - Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. Dieses Virus stört! Es steht uns noch immer im Wege. Wir wollen es ausrotten aber wir schaffen es nicht. Die Parallelen zu Gottes Sohn, unserem Messias sind nicht zu übersehen.
Damals, vor über 2000 Jahren, hat niemand damit gerechnet, dass sich die Botschaft Jesu durchsetzen würde: Gott hat Frieden gemacht mit der Welt; Liebe ist sein wichtigstes Gebot für seinen Umgang mit uns. Als lächerlich und weltfremd hat man damals diese Botschaft abgetan, sie als geradezu gotteslästerlich angesehen. Und doch erwies sich diese Liebe Gottes als eine Kraft, der nichts und niemand gewachsen ist. Jetzt könnte man aber entgegnen, dieses Virus hat doch überhaupt nichts Gutes. Es macht Menschen schwer krank, führt zum Tod. Das stimmt. Aber weshalb mit einem Mal diese Aufregung? Offensichtlich haben wir vergessen, wie viele Menschen täglich an Hunger sterben. Sind Aids, wogegen es noch immer keine wirksame Impfung gibt und Ebola uns nicht mehr gegenwärtig ? Ganz zu schweigen von der Grippe, die sich jährlich in einer Welle um die Erde bewegt und viele Menschen das Leben kostet. Den Kampf gegen Epidemien und Hunger wir nur gemeinsam gewinnen, nationenübergreifend.
Wenn wir klug sind, verstehen wir, was Corona uns vor Augen führt! Das Virus wird sich nicht wie eine lästige Fliege mit einer Handbewegung wegwischen lassen.
Es wird Zeit, dass wir es als Teil unseres Lebens anerkennen und nicht das Virus, sondern seine negativen Auswirkungen bekämpfen. Statt es mit Zigtausenden Litern Desinfektionsmittel vernichten zu wollen und die Isolation untereinander zu vergrößern, sollten wir es vielleicht mal mit unzerstörbaren Vertrauen versuchen. Wir könnten von diesem Virus den Respekt lernen und ihn wieder entdecken für unseren Umgang miteinander.
Und wir könnten wieder einen Blick dafür gewinnen, wie gefährdet unser Leben ist, könnten der immer weiter fortschreitenden Tabuisierung des Todes entgegentreten, und zurückhaltender werden in unserer Arroganz, die Welt meinen beherrschen zu können.
Weihnachten und Corona weisen allerdings nicht nur Gemeinsamkeiten auf, sondern sind in einigen Punkten auch gegensätzlich. Wenn wir die Verbindung zu Gott verlieren, sein Angebot ausschlagen, gemeinsam mit ihm unser Leben zu führen dann zeigt uns die Natur unsere Grenzen auf.
„Denn die Liebe ist aus Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht, denn Gott ist Liebe. Diese Bibelzitate aus 1. Joh 4 sind für mich die entscheidende Leitgedanken in dieser Zeit. Gott wirkt nicht mit Gewalt und Zerstörung, sondern er überwindet die Bedrohung mit Liebe. Viele denken, es wäre nur eine Frage der Zeit und des Geldes, bis diese Krise überwunden ist. Das ist aber ein Irrtum, denn es ist eine Frage des Glaubens. Ohne Gottes Hilfe wird es uns nicht gelingen, trotz der aktuell notwendigen Distanz, das Miteinander weltweit zu stärken.
Ohne seine Hilfe wird uns nicht die Liebe, sondern die Angst leiten. Und die ist, wie wir aktuell erleben, ein schlechter Ratgeber. Nicht das Virus ist vom Teufel, sondern mancher Umgang damit. Wenn wir das Vertrauen auf Gott verlieren, dann sind wir verloren, dann haben wir keine Hoffnung und letztlich auch keine Zukunft, Amen.
Olaf Bischoff, Pfr