10/04/2025 0 Kommentare
Andacht - Auf ein Wort
Andacht - Auf ein Wort
# Andacht

Andacht - Auf ein Wort

Liebe Gemeinde,
der April lädt uns ein, in die Gärten zu gehen. Nach den kalten Wintermonaten erwacht die Natur zu neuem Leben. Überall sprießen Frühlingsblumen, die ersten Vögel singen ihre Morgenlieder, die Luft ist erfüllt vom Duft des Neubeginns.
In diese Zeit des Erwachens fällt auch unser Osterfest. Es ist kein Zufall, dass die Auferstehungsgeschichte in einem Garten beginnt.
Maria von Magdala macht sich früh am Morgen auf den Weg zum Grab. Es ist noch dunkel, als sie den Garten betritt.
Ihre Schritte sind schwer von Trauer, ihr Herz ist erfüllt von der Finsternis des Karfreitags.
Wie oft gehen auch wir durch dunkle Gärten unseres Lebens, beladen mit Sorgen, Ängsten und Verlusten?
Der Garten, in dem Jesus begraben wurde, gehörte Josef von Arimathäa,
einem wohlhabenden Mann, der seinen Grabplatz für Jesus zur Verfügung stellte.
Ein gepflegter Garten also, mit einem neuen Grab – und doch wurde er zum Schauplatz einer Verwandlung, die die Welt veränderte.
Als Maria den weggewälzten Stein entdeckt, läuft sie zu Petrus und Johannes.
Ihre Nachricht ist alarmierend: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Die beiden Jünger machen sich eilig auf den Weg. Johannes, der Jüngere, kommt zuerst an, wartet aber vor dem Grab. Petrus, der später eintrifft, geht gleich hinein und sieht die zusammengefalteten Leinentücher.
Diese Details sind bedeutsam. Sie zeigen uns, dass hier kein Grabräuber am Werk war. Wer einen Leichnam stiehlt, nimmt sich nicht die Zeit, Tücher ordentlich zusammenzulegen.
Die Ordnung im Grab deutet auf etwas anderes hin – auf eine Verwandlung, die menschliches Verstehen übersteigt.
Wenn wir in diesen Frühlingstagen durch unsere Gärten gehen, sehen wir überall Zeichen der Verwandlung.
Aus scheinbar toten Zweigen brechen Knospen hervor. Zwiebeln, die monatelang unter der Erde schlummerten, schicken ihre grünen Spitzen ans Licht.
Die Natur predigt uns Jahr für Jahr die Osterbotschaft: Das Leben ist stärker als der Tod.
Johannes „sah und glaubte“ heißt es im Text. Was sah er? Ein leeres Grab, zusammengefaltete Tücher.
Manchmal sind es gerade die kleinen, unscheinbaren Zeichen, die uns den Weg zum Glauben öffnen.
Ein Sonnenstrahl nach langer Dunkelheit. Ein freundliches Wort in der Einsamkeit.
Eine Blüte, die durch den Asphalt bricht.
Der Evangelist fügt hinzu: „Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste.“
Der Glaube an die Auferstehung ist keine selbstverständliche Sache. Er wächst wie eine zarte Pflanze, braucht Zeit zum Wurzeln schlagen, zum Reifen und Wachsen.
In unserer schnelllebigen Zeit fällt es uns oft schwer, diese Wachstumsprozesse auszuhalten. Wir wollen sofortige Antworten, schnelle Lösungen, sichtbare
Erfolge.
Doch der Garten lehrt uns Geduld. Keine Blume blüht auf Kommando.
Der Garten am Ostermorgen wurde zum Ausgangspunkt einer Bewegung, die die Welt veränderte.
Aus der Dunkelheit der Trauer brach das Licht der Auferstehung hervor. Aus dem Tod erwuchs neues Leben. Aus der Verzweiflung wurde Hoffnung geboren.
Auch heute noch können Gärten zu Orten der Gottesbegegnung werden.
Wenn wir mit offenen Augen durch die erwachende Natur gehen, wenn wir uns Zeit nehmen zum Staunen und Nachdenken, wenn wir in der Schöpfung die Handschrift des Schöpfers entdecken.
Vielleicht befinden Sie sich gerade in einem dunklen Garten Ihres Lebens.
Vielleicht tragen Sie schwer an Verlust oder Enttäuschung.
Dann lassen Sie sich von der Osterbotschaft ermutigen: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das Leben ist stärker. Der Stein ist weggerollt.
Lassen Sie uns in dieser Frühlingszeit neu die Augen öffnen für die Zeichen der
Auferstehung in unserem Leben.
Lassen Sie uns wie Johannes schauen und glauben lernen. Und lassen Sie uns wie die ersten Zeugen zu Boten der Hoffnung werden in einer Welt, die sich nach Auferstehung sehnt.
Olaf Bischoff, Pfr.
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